Was ist Schematherapie? – Eine kurze Einführung in die Theorie der Schematherapie: Die wichtigsten Begriffe

Bei der Schematherapie wird die bisherige verhaltensorientierte und kognitive Perspektive um eine emotionale und erlebniszentrierte erweitert, zudem wird die therapeutische Beziehung mehr in den Fokus gerückt. Die Entwicklung der Schematherapie richtete sich an den Bedürfnissen jener Patient*Innen aus, die nicht oder nur unzureichend von der bisherigen kognitiven Verhaltenstherapie profitierten. Mittlerweile wird sie sehr erfolgreich bei chronischen Achse-I-Störungen wie affektive Störungen (z.B. Depressionen), Angst- und Zwangserkrankungen, Traumafolgestörungen und Persönlichkeitsstörungen angewandt. Die Schematherapie ist somit als integratives Behandlungskonzept zu verstehen, das neben kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen auch Elemente aus der Gestalttherapie, Hypnotherapie, Transaktionsanalyse und Bindungstheorie, aber auch psychoanalytische Aspekte integriert.

Die sogenannten Schemata bilden die Basis der Therapie. Mit einem Schema ist ein spezifisches Muster von Gefühlen, (Körper-) Wahrnehmungen und Gedanken gemeint, welches das Erleben und Verhalten von Menschen entscheidend prägt. Ungünstige (maladaptive) Schemata werden in der Kindheit und Jugend gelernt, wenn die Grundbedürfnisse des Kindes nicht wahrgenommen und befriedigt werden. Zu diesen Grundbedürfnissen zählen: stabile und sichere Bindung, Spielraum für den Erwerb von Autonomie, Kompetenz und Identitätsgefühl, Setzen realistischer Grenzen, freier Ausdruck der eigenen Gefühle und Bedürfnisse, sowie Raum für Spiel und Spontanität. Schemata sind relativ stabil und bleiben – ohne Intervention – häufig ein Leben lang bestehen (kognitive Konsistenz).
Neben den Schemata sind die sogenannten Schema-Modi zentral, damit ist gemeint, dass die Schemata sich in den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen eines Menschen zeigen. Modi (Persönlichkeitsanteile) sind Erlebens- und Verhaltensmuster, die momenthaft, ausgelöst durch bestimmte Situationen, auftreten. Es wird zwischen Kind-, Eltern- und Bewältigungsmodi unterschieden, alle haben ihren Ursprung in der Kindheit und Jugend. Ziel der Schematherapie ist es, einen Modus des gesunden Erwachsenen zu etablieren und zu stabilisieren, der zunehmend besser zu einer ausgewogenen Selbststeuerung in der Lage ist. Außerdem soll der Modus des glücklichen Kindes gefördert werden, um Lebensfreude, Glück und Spontanität erleben zu können.
In der Therapie nimmt der Therapeut oder die Therapeutin immer wieder die Rolle eines wertschätzenden und unterstützenden Elternteils ein („limited reparenting“). Ziel ist es, die Ursachen sowie die maladaptiven Schemata und Modi zu identifizieren und durch förderliche zu ersetzen. Dazu werden z.B. imaginative Techniken und Stuhldialoge angewandt. Im Mittelpunkt steht die angemessene Erfüllung der eigenen emotionalen Bedürfnisse sowie das konkrete Erleben veränderter Gefühle und innerer Haltungen.

1990er

Der Ansatz von Jeffrey Young

Ausgangspunkt sind Schemata und Schema-Bewältigungsstile, zusammengefasst in Modi

1990er

Der Ansatz von Arnoud Arntz und
Gitta Jacob

Modi als „Teil-Selbst“ ohne viel Schemabezug;  Therapie: Korrektur maladaptiven Verhaltens

Heute

Schematherapie als 3. Welle Methode

Metakognitive Perspektive, Disidentifikation, Akzeptanz, Balance-Modell, Finale Orientierung

Heute

Gegenwärtig zählt die Schematherapie als Therapieschulen übergreifendes und ganzheitliches Verfahren zu den wichtigsten Ansätzen moderner Psychotherapie und wird zunehmend sowohl im ambulanten Behandlungskontext als auch in der stationären Versorgung (Psychiatrie, Psychosomatik und Rehabilitation) sowie verstärkt auch in der Selbsterfahrung, in der Beratung und im Coaching eingesetzt.

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